Präanalytik

Die Aussagekraft mikrobiologischer Befunde hängt maßgeblich von der Präanalytik ab. Die Präanalytik umfasst alle Prozesse, die vor der eigentlichen Laboranalyse liegen, wie das Erstellen einer Untersuchungsanforderung, die Vorbereitung des Patienten, die Probenentnahme und die Aufbewahrung der Proben sowie der Transport der Probe ins Labor. Fehler in dieser Phase der mikrobiologischen Diagnostik vermag auch die bestmögliche Laboranalytik nicht zu kompensieren.

Die im Folgenden zusammengestellten Hinweise können natürlich nur einen Überblick bieten. Bei Unklarheiten oder Fragen zu speziellen Untersuchungen erreichen Sie uns telefonisch unter 0441 403-2388.

Um eine zielgerichtete mikrobiologische Diagnostik gewährleisten zu können, sind wir als Labor nicht nur auf eine einwandfreie Entnahme und Handhabung des Probenmaterials angewiesen, sondern auch auf eine korrekte Beschriftung der Patientenproben sowie hinreichende Informationen in der Untersuchungsanforderung.

Bitte beschriften sie daher jeden Untersuchungsauftrag mit den folgenden Angaben:

  • Vollständiger Name und Vorname des Patienten, Geburtsdatum, Geschlecht, Einsender (sollten in der Anforderung und auf dem Probengefäß vermerkt werden)
  • Art der Probe und Lokalisation des Untersuchungsmaterials
  • Datum und Entnahmezeitpunkt
  • Verdachtsdiagnose, relevante klinische Angaben, Grunderkrankung
  • antibiotische Therapie
  • gewünschte mikrobiologische Untersuchung

Es werden nur Proben angenommen und bearbeitet, die eindeutig beschriftet sind und einem Patienten zugeordnet werden können. Nicht beschriftete Proben werden nicht bearbeitet. Uneindeutige oder nicht ausreichend beschriftete Proben, die einer Station zugeordnet werden können, werden mit der Bitte um Ergänzung der Angaben zurück auf die Station geschickt.

Hinweise

  • Die Kästchen auf dem Anforderungsbeleg mit Bleistift bitte vollständig ausfüllen, nicht ankreuzen. Den Anforderungsbeleg nicht knicken oder die Probe darin einrollen.
  • Auftragsetikett bitte längs am Probengefäß anbringen. Den Deckel bitte nicht mit dem Etikett „zukleben“.
  • Bei Stuhlproben das Auftragsetikett bitte direkt auf das Stuhlröhrchen anbringen, nicht auf die Umverpackung.
  • Bei Blutkulturen den Flaschenbarcode bitte nicht mit dem Auftragsetikett überkleben.
  • Abstriche auf Covid-19 bitte unbedingt in einer Umverpackung versenden.

Probenannahme

Bei direktem Versand der Proben an das mikrobiologische Institut (163/164) per Rohrpost werden diese in den nachfolgend aufgeführten Zeiträumen angenommen und weiterverarbeitet.

Werktags 08:00 – 18:30 Uhr
Samstags 08:00 – 14:30 Uhr
Sonntags und an Feiertagen 08:00 - 14:00 Uhr

Bei Versand per Rohrpost an das Zentrallabor (152) erfolgt ein Probentransport vom Zentrallabor in das mikrobiologische Institut:

Werktags 07:45, 09:15, 10:45, 12:30, 13:45, 15:15, 16:30 und 17:30 Uhr
Samstags 08:00, 09:45, 10:45 und 13:45 Uhr
Sonntags und an Feiertagen 08:00, 10:45 und 13:00 Uhr

Proben

  • BK aerob / anaerob
  • BK Pädiatrie
  • Liquor in BK-Flasche
  • Aszitespunktat in BK
  • Perikardpunktat in BK
  • Punktat in BK
  • Knochenmarksaspirat in BK
  • Sonstiges in BK-Flasche (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)

Blutkulturen sollten idealerweise vor Beginn einer antimikrobiellen Therapie entnommen werden, bei bereits laufender Therapie unmittelbar vor der nächsten Antibiotikagabe.

Bei Erwachsenen erfolgt die Entnahme durch Punktion einer peripheren Vene (Vena cubitalis). Nach gründlicher Hautdesinfektion werden insgesamt 20 ml Blut entnommen und gleichmäßig (je 8 – 10 ml) auf eine aerobe und eine anaerobe Blutkulturflasche verteilt.

Die entsprechenden Einwirkzeiten beachten! Bei 70%igem Isopropanol werden 60 Sekunden bis zur vollständigen Trocknung des Alkohols empfohlen. Unzureichende Hautdesinfektion ist die häufigste Ursache einer Kontamination von Blutkulturen. Blutkulturen sind bei Erwachsenen immer in Pärchen (aerob / anaerob) abzunehmen. Dabei werden mindestens 2 bis maximal 4 Blutkulturpaare entnommen, die durch getrennte Punktionen zu gewinnen sind. Sowohl die aerobe als auch die anaerobe Flasche dürfen nicht belüftet werden. Beide Blutkulturflaschen kurz schwenken, um das Blut mit der Nährbouillon zu vermischen.

Bei Kindern mit Bakteriämie ist auf Grund der oft deutlich höheren Bakteriendichte in der Regel ein kleineres Blutvolumen von 1 – 5 ml ausreichend. Bei Früh- und Neugeborenen sind mindestens 0,5 ml Blut, besser 1-2 ml erforderlich. Die Entnahme kann dabei sowohl durch Punktion einer peripheren Vene als auch von Kopfschwarten- oder Handrückenvenen erfolgen. In der Regel werden bei Kindern spezielle Blutkulturflaschen (PEDS) eingesetzt. Spezielle Blutkulturflaschen für die Anaerobierdiagnostik stehen bei Kindern bei Benutzung der automatischen Blutkultur-Detektionssysteme nicht zur Verfügung.

 

Bei Kindern über 6 Jahren und einem Gewicht von mindestens 20 kg, bei denen ein größeres Blutvolumen abgenommen werden kann, sollten die für Erwachsene üblichen Blutkulturflaschensets verwendet und mit je 5 ml Blut beimpft werden.

Die Entnahme von arteriellem Blut bringt auch bei Endokarditis und Fungämie keine Vorteile.

Bei Blutentnahme über einen liegenden intravaskulären Katheter oder ein Portsystem ist mit einer erhöhten Kontaminationsrate zu rechnen, deshalb sollte sie nur in Ausnahmefällen erfolgen oder bei konkretem Verdacht auf eine Katheter-assoziierte Infektion. In diesem Fall sollte zur Bestimmung der „Differential Time to Positivity“ parallel peripher (über eine Vene) und zentral (über den Katheter) Blut entnommen werden. In der Anforderung unbedingt die Entnahmestelle sowie Datum und Uhrzeit vermerken.

Die beimpften Flaschen sollten gegen Auskühlung geschützt umgehend ins Labor transportiert werden. Eine vorübergehende Aufbewahrung ist bei Raumtemperatur möglich. Es sollte keine Vorbebrütung der Blutkulturen erfolgen!

Die Blutkulturen werden in der Regel 5 Tage bebrütet. Bei Verdacht auf Endokarditis, Brucellose oder Fungämie dies im Auftrag vermerken, da hier eine längere Bebrütung erforderlich ist.

Bei positiven Ergebnissen erfolgt eine unverzügliche telefonische Befundmitteilung.

  • ZVK-Spitze
  • arterielle Katheterspitze
  • Drainagespitze
  • Redonspitze
  • Sonstige Katheterspitze (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)
  • Schrittmacher/-Kabel
  • Herzklappe
  • Kontaktlinse
  • Intrauterinpessar
  • Sonstiges Fremdmaterial (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)

Katheter nach sorgfältiger Hautdesinfektion ziehen, mit einer sterilen Schere die Katheterspitze auf 3-5 cm Länge kürzen und in ein steriles leeres Röhrchen mit Schraubverschluss geben. Der Transport muss in einem Gefäß ohne Transportmedium erfolgen, da sonst eine semiquantitative Bestimmung der Koloniezahl nach Maki nicht möglich ist. Keinesfalls einen Abstrichtupfer mit Amies-Transportmedium verwenden! Port- und Ventrikeldrainage-Systeme sowie Sonden ebenfalls in ein steriles Gefäß ohne Transportmedium geben.

 

  • Liquor (Lumbalpunktion)
  • Shuntliquor
  • Sonstiger Liquor (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)

Die Entnahme von Liquor muss unter streng aseptischen Bedingungen erfolgen. Nach sorgfältiger Hautdesinfektion wird mit einem sterilen Punktionsbesteck lumbal punktiert und der Liquor in ein steriles Röhrchen ohne Zusätze gegeben. Der Liquor muss sofort nach der Entnahme ins Labor transportiert werden. Bei einer Transportverzögerung sollte der Liquor bei Raumtemperatur gelagert werden. In diesem Fall ist zusätzlich die Beimpfung einer Blutkulturflasche zu empfehlen, die bei Raumtemperatur gelagert werden sollte.

Auf eine ausreichende Liquormenge (3 – 5 ml) ist zu achten, damit neben mikroskopischen Präparaten, Kulturanlage und Antigentestung auch die Möglichkeit einer molekularbiologischen Untersuchung genutzt werden kann. Letztere kann nur aus dem nativen Liquor, nicht aus der Blutkulturflasche erfolgen. Bei Verdacht auf Ventrikulitis bei liegendem Ableitungssystem kann Liquor aus dem Drainagesystem entnommen werden. Vorab muss die Entnahmestelle ausreichend desinfiziert werden. Die Entnahmestelle unbedingt auf dem Anforderungsschein vermerken. Bei positiven Ergebnissen erfolgt eine unverzügliche telefonische Befundmitteilung.

  • Nasenabstrich
  • Rachenabstrich
  • Sputum
  • Trachealsekret
  • Bronchialsekret
  • BAL
  • Lungenbiopsie
  • Sonstiges Respiratorisches Material (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)

Das Sekret der tiefen Atemwege wird bei der Gewinnung als Sputum zwangsläufig mit der Mund – Rachen – Flora kontaminiert. Hinsichtlich der diagnostischen Ausbeute und auch zum Nachweis spezieller Erreger wie Chlamydien, Mykoplasmen, Legionellen und Pneumocystis jirovecii besser geeignet ist, gezielt bronchoskopisch entnommenes Tracheal – oder Bronchialsekret oder bronchoalveoläre Lavage.

Bei CF – Patienten dies unbedingt in der Anforderung vermerken!

Eine Anforderung auf Pneumocystis jirovecii sollte erst telefonisch abgeklärt werden. Sei erreichen uns hierzu unter 0441 403-2388

Sputum

Sputum (Auswurf) ist das Sekret der Atemwege, das beim Husten in den Rachen gelangt. Besonders gut geeignet ist tief abgehustetes eitriges Morgensputum. Die diagnostische Aussagekraft des Materials ist entscheidend davon abhängig, wie die Probe gewonnen wurde. Eine sorgfältige Aufklärung des Patienten ist hierfür Voraussetzung. Speichel (Mundflüssigkeit) ist als Untersuchungsmaterial ungeeignet!

Vor der Expektoration Mund mit frischem Leitungswasser spülen und Sputum aus der Tiefe abhusten. Kann spontan kein Sputum aus der Tiefe produziert werden, lässt sich durch Inhalation von hypertoner Kochsalzlösung (3 – 6 %) die Sekretion in den Atemwegen anregen und auf diese Weise ein induziertes Sputum gewinnen.

Trachealsekret und Bronchialsekret

Bei beatmeten Patienten werden anstelle von Sputum Sekretproben aus Trachea und Bronchien gewonnen. Dazu wird mit Hilfe eines sterilen Katheters Sekret so weit wie möglich aus den tiefen Abschnitten des Bronchialbaumes aspiriert.

Bronchiallavage (BAL)

Hauptproblem der Probengewinnung durch bronchoalveoläre Lavage ist die Kontamination mit Flora aus dem Mund - Rachenraum. Sekretansammlungen im Mund-Rachenraum sollten deshalb vor dem Durchführen der Bronchiallavage abgesaugt werden. Nach Einführen des Bronchoskops wird isotone Kochsalzlösung instilliert und soweit wie möglich wieder aspiriert. Mindestens 5 ml, besser 10 – 15 ml in einem sterilen Röhrchen ohne Zusätze einsenden.

Es sollte möglichst die Menge der instillierten und der wiedergewonnenen Flüssigkeit angegeben werden, damit der Verdünnungseffekt abgeschätzt werden kann.

  • Wunde
  • Haut
  • Leiste
  • Penis
  • Rektum
  • Anus
  • Perineum
  • Vagina
  • Zervix
  • Urethra
  • Hüftkopf
  • Decubitus
  • Auge
  • Ohr
  • Nasennebenhöhle
  • Kieferhöhle
  • Mundhöhle
  • Zunge
  • Tonsille
  • Peritoneum
  • Sonstiger Abstrich (mit Angabe der Lokalisation)

Untersuchungsmaterial zum Erregernachweis sollte gezielt, am besten unter Sicht, vom Infektionsbereich entnommen und Kontamination mit der umliegenden Standortflora möglichst vermieden werden. Mehrmalige Entnahmen erhöhen die diagnostische Sicherheit. Für bakteriologische Untersuchungen sollten in der Regel Abstrichtupfer mit Amies – Gel – Transportmedium verwendet werden.

Bei tiefen Wundabstrichen sollte zunächst oberflächliches Sekret entfernt und membranöse Beläge abgehoben werden. Anschließend wird aus der Tiefe und von den Rändern der Wunde abgestrichen. Bei trockenen Entzündungsformen sollte der Tupfer vorher mit steriler NaCl – Lösung angefeuchtet werden.

Da oberflächliche Wundabstriche auf Grund der meist unvermeidbaren Kontamination mit der Umgebungsflora nur eine geringe diagnostische Aussagekraft besitzen, sollte, wenn möglich, immer ein tiefer Wundabstrich entnommen werden.

  • Eiter
  • Abszesspunktat
  • Hämatom
  • Aszitespunktat
  • Galle
  • Pleurapunktat
  • Pericardpunktat
  • Gelenkpunktat
  • Douglaspunktat
  • Sonstiges Punktat (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)

Wundsekrete und Eiter

Bei eitrigen Wunden und Abszessen sollte, wenn möglich, immer Eitermaterial oder Sekret anstelle eines Abstriches eingesendet werden.

Erregerreiches Material wird vor allem in den Randbereichen von Eiterherden angetroffen. Da von Abstrichen aus oberflächlichen Bereichen keine aussagekräftigen Befunde zu erwarten sind, sollte bei offenen Wunden zuerst das oberflächliche Sekret mit einem sterilen Tupfer entfernt werden. Dann wird vom Grund und aus den Randbezirken der Wunde mit einer Spritze oder einem scharfem Löffel Material entnommen und in ein steriles Röhrchen gegeben. Bei einer Materialentnahme mit Tupfer sollte ein Abstrich mit Amies-Transportmedium verwendet werden.

Punktate und Abszesse

Untersuchungsmaterial aus geschlossenen Infektionsherden sollte für die mikrobiologische Untersuchung durch perkutane Punktion und Aspiration mit einer Spritze gewonnen werden. Die Materialgewinnung muss kontaminationsfrei erfolgen. Wegen der dichten mikrobiellen Besiedlung der Schleimhäute und der Schwierigkeit einer Desinfektion dieser Bereiche sollte eine transmuköse Punktion vermieden werden, wenn die Probengewinnung auch von der Haut aus möglich ist. Bei Abszessen, die zur Eröffnung anstehen, sollte das Material vor Eröffnung für die mikrobiologische Untersuchung durch Punktion gewonnen werden. Ein Abstrich aus einer drainierten Abszesshöhle hat auf Grund der geringen Materialmenge nur eine unzureichende diagnostische Ausbeute.

Das Punktat wird ohne Zusätze in ein steriles Röhrchen gegeben. Ist ein schneller Transport ins Labor nicht möglich, kann das Material im Kühlschrank gelagert werden oder – insbesondere bei geringen Punktatmengen – in eine Blutkulturflasche verimpft und bei Raumtemperatur gelagert werden.

Bitte kein Material in Spritzen einsenden!

  • PE Knochen
  • PE Gelenk
  • PE Muskel
  • PE Sonstiges (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)

Biopsate und Gewebeproben werden nativ in ein steriles Röhrchen mit Schraubverschluss gegeben und mit etwas steriler physiologischer Kochsalzlösung angefeuchtet. Für mikrobiologische Untersuchungen bestimmte Proben dürfen nie in Formalin oder eine andere Fixierungslösung gelegt werden. Falls zusätzlich eine molekularbiologische Untersuchung durchgeführt werden soll, ist es sinnvoll, das Material bereits bei der Entnahme zu trennen und in getrennten sterilen Gefäßen zu versenden.

Bei Gewebeproben das Material in der Anforderung unbedingt als Probeexzision (PE) angeben, nicht als Wunde!

  • Mittelstrahlurin
  • Morgenurin
  • Einmalkatheterurin
  • Dauerkatheterurin
  • Blasenpunktionsurin
  • Harnleiterurin
  • Sonstiger Urin (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)
  • Uricult

Nativurin ist das am besten geeignete Material zur Untersuchung auf die für Harnwegsinfektionen verantwortlichen Keime. Es erlaubt eine makroskopische und mikroskopische Beurteilung, eine exakte Aussage über die Mengenverhältnisse der potentiell pathogenen Erreger sowie den Nachweis antibakterieller Substanzen (Hemmstofftest). Eine exakte Gewinnung und Verarbeitung sowie vorschriftsmäßige Lagerung des Urins sind Voraussetzungen für eine relevante Befundung der quantitativen bakteriologischen Urinuntersuchung. Kontaminationen durch Urethral- oder Umgebungsflora sind zu vermeiden.

Mittelstrahlurin

Am besten geeignet ist der erste Morgenurin, im Idealfall sollten zwischen der Gewinnung der Urinprobe und der letzten Miktion mindestens 3 Stunden liegen. Der Urin sollte möglichst vor Beginn einer antibakteriellen Therapie gewonnen werden.

Nach gründlicher Reinigung des äußeren Genitale, den Urin circa 3 Sekunden ablaufen lassen und dann ohne Unterbrechung etwa 10 – 20 ml Urin in einem sterilen Behälter möglichst kontaminationsfrei auffangen. Die letzte Urinportion wieder ablaufen lassen. Den aufgefangenen Urin in ein steriles Transportröhrchen (Urin – Monovette) überführen und bis zur Weiterleitung ins Labor sofort kühl bei 2 - 8°C lagern.

Einmalkatheterurin

Eine Katheterisierung zur Uringewinnung sollte wegen einer möglichen Keimeinschleppung in die Blase und Traumatisierung der Urethra nur in Ausnahmefällen erfolgen, wenn eine einwandfreie Gewinnung von Mittelstrahlurin nicht möglich ist und eine Blasenpunktion nicht in Betracht kommt. Eine gründliche Reinigung im Bereich des Ostium urethrae externum muss gewährleistet sein.

Dauerkatheterurin

Die Uringewinnung erfolgt durch Punktion des Katheters nach Desinfektion an der bei den meisten handelsüblichen Ableitungssystemen bereits für die Punktion vorgesehenen Einstichstelle, niemals aus dem Auffangbeutel.

Blasenpunktionsurin

Durch suprapubische Aspiration von Blasenurin ist eine Kontamination der Probe nahezu ausgeschlossen. 10 – 20 ml punktierten Urin in ein steriles Transportröhrchen (Urin – Monovette) füllen und bis zur Weiterleitung ins Labor sofort kühl bei 2 - 8°C lagern. Indiziert ist eine Blasenpunktion aus mikrobiologischer Sicht bei Schwierigkeiten hinsichtlich einwandfreier Uringewinnung mit anderen Methoden sowie bei fraglichen bakteriologischen Ergebnissen aus Voruntersuchungen. Blasenpunktionsurin besitzt den größten diagnostischen Aussagewert, daher unbedingt „Punktionsurin“ in der Anforderung angeben.

Urin aus Darmersatzblase / Konduit

Der bei Ileum- oder Colonkonduit aus dem Auffangbeutel gewonnene Urin weist in der Regel eine Mischbesiedlung mit hohen Keimzahlen auf. Die Besiedlung nimmt üblicherweise zum proximalen Darmabschnitt ab und kann im Bereich der Harnleiter – Darmanastomosen sogar steril sein. Um relevante bakteriologische Urinbefunde aus einem Konduit zu erhalten, sollte der Urin deshalb aus einem möglichst proximal gelegenen Abschnitt mit Hilfe eines Einmalkatheters nach Induktion der Diurese gewonnen werden.

Verwendung von Eintauchnährböden (Uricult®)

Dieses Transportmedium sollte nur dann verwendet werden, wenn der Urin mehr als 2 Stunden ungekühlt gelagert oder transportiert werden muss. Beim Eintauchen des Nährbodens in den Urin unbedingt auf eine vollständige Benetzung der Kulturfläche achten! Bei falscher Handhabung wird der Nährboden nicht eingetaucht, sondern während der Blasenentleerung in den Harnstrahl gehalten, wodurch eine Bestimmung der Keimzahl nicht mehr möglich ist. Antibakterielle Substanzen im Urin können nicht nachgewiesen werden. Eine zuverlässige Keimzahlbestimmung und Beurteilung der Urinbeschaffenheit ist bei der Verwendung von Eintauchnährböden nicht möglich. Verglichen mit dem Einsenden eines Nativurins kommt es zudem zu einem Zeitverlust von 24 Stunden in der Bearbeitung, da nach der Bebrütungsdauer des Eintauchnährmediums noch weitere Subkultivierungen notwendig werden.

Nativurin ist einem Eintauchnährmedium immer vorzuziehen! Falls ein Transport ins Labor innerhalb von 2 Stunden nicht möglich ist, sollte der Nativurin im Kühlschrank (2 – 8°C) gelagert werden.

  • Stuhlprobe
  • Anus – praeter – Sekret
  • Duodenalsaft
  • Tesafilmpräparat
  • Darmbiopsie
  • Magensaft
  • Sonstiges Magen- / Darm- / Stuhl – Material (mit Angabe der Materialart und Lokalisation)

Der Stuhl sollte in ein sauberes Steckbecken oder in eine frisch gespülte Toilettenschüssel entleert werden. Mit dem im Probengefäß enthaltenen Löffelchen das Stuhlröhrchen mit einer mindestens kirschgroßen Menge befüllen. Blutige, schleimige oder eitrige Anteile im Stuhl sollten dabei bevorzugt entnommen werden. Bei dünnflüssigem Stuhl 3 - 5 ml einsenden. Wenn gleichzeitig parasitologische, molekularbiologische oder immunologische Untersuchungen durchgeführt werden sollen, muss das Gefäß zur Hälfte gefüllt sein. Größere Probenmengen sind nicht nötig und können durch Gasbildung im Stuhlgefäß zum Absprengen der Verschlusskappe führen. Um die Nachweisrate bei diskontinuierlicher Erregerausscheidung zu erhöhen, sollten 2 – 3 Stuhlproben in Folge aus verschiedenen Stuhlentleerungen eingeschickt werden.

Eine sinnvolle Untersuchungsanforderung bei ambulant erworbener Diarrhoe ist der Nachweis von bakteriellen Erregern, wie Salmonellen, Shigellen, Yersinien und Campylobacter.

Bei antibiotischer Vorbehandlung oder nosokomial erworbener Diarrhoe (Auftreten von Durchfällen ab dem 4. Tag nach stationärer Aufnahme) sollte primär eine Untersuchung auf Clostridium difficile - Toxin erfolgen.

Rektalabstriche

Hauptindikation für die Entnahme von Rektalabstrichen ist der Nachweis Vancomycin-resistenter Enterokokken (VRE) und multiresistenter gramnegativer Erreger (MRGN). Den Tupfer bis in das Rektum einführen und vorsichtig drehen. Als Alternative für Stuhlproben zur Untersuchung darmpathogener Erreger sind Rektalabstriche nur bedingt geeignet und daher nur dann zu entnehmen, wenn kein Stuhl gewonnen werden kann.

Tesafilm Präparate

Zum Nachweis von Enterobius vermicularis-Eiern (Oxyuris-Eiern) wird ein Tesastreifen mit der Klebeseite auf den Anus gedrückt und wieder abgezogen, dann flach und luftblasenfrei auf einen Objektträger geklebt. Der Objektträger sollte in einer Hülse versandt werden. Es sollten mindestens 3 diagnostische Versuche möglichst frühmorgens vor dem Waschen oder Duschen oder nach perianalem Juckreiz unternommen werden. Die Untersuchung aus Stuhlproben zum Nachweis von E. vermicularis Eiern ist nicht sinnvoll.

  • Hautgeschabsel
  • Hautschuppen
  • Nagelmaterial
  • Haarmaterial
  • Hautbiopsie

Für eine Untersuchung auf Dermatophyten sind Abstrichtupfer wenig geeignet. Bei Verdacht auf eine Dermatomykose sollte das verdächtige Areal gereinigt und leicht ablösbare Teile, die nur eine geringe Pilzdichte aufweisen, entfernt werden. Dann mit einem sterilen Skalpell oder scharfen Löffel Hautgeschabsel aus den Randbereichen der erkrankten Haut oder Nagelteile der befallenen Nagelpartie entnehmen. Auffällige Haarstümpfe werden samt Haarwurzel aus den Randzonen des geschädigten Bereichs entnommen.

Dermatologische Materialien sollten in einer sterilen, fest mit Klebeband verschlossenen Petrischale versendet werden.

Grundsätzlich sind für molekularbiologische Untersuchungen Aspirate, Punktate oder Biopsien auf Grund der deutlich höheren Ausbeute Abstrichen immer vorzuziehen. Es sollte möglichst viel natives Material in einem sterilen Transportgefäß ohne Zusätze eingesendet werden. Eine Kontamination mit der physiologischen Flora des Patienten sollte möglichst vermieden werden.

Bei Abstrichen muss ein für molekularbiologische Untersuchungen geeignetes Transportmedium verwendet werden. Geeignet sind Abstrichtupfer mit flüssigem Medium (eSwab) oder trockene Abstrichtupfer ohne Transportmedium. Es darf kein Abstrich mit Gel verwendet werden, da dieses Transportmedium einen inhibierenden Effekt auf die Amplifikationsreaktion haben kann.

Das Material sollte ausschließlich für molekularbiologische Untersuchungen verwendet werden und als solches gekennzeichnet sein. Soll eine zusätzliche bakteriologische Anlage erfolgen, muss dafür ein gesonderter Auftrag erstellt und ein separater Abstrich mit Gel - Transportmedium entnommen werden. Punktate und Biopsien sollten bereits bei der Materialentnahme auf mehrere Röhrchen aufgeteilt werden und pro Gefäß mit einem Auftrag, molekularbiologisch oder bakteriologisch, versehen werden.

Bei einer Multiplex – PCR ist auf Grund des hohen personellen und finanziellen Aufwandes vorher unbedingt eine telefonische Abklärung erforderlich. Sie erreichen uns hierzu unter 0441 403-2388.